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AGLAN

Arbeitsgruppe
Luftfahrtarchäologie
Niedersachsen

Koordinatensysteme der Luftwaffe bis 1945



Luftwaffenmeldenetz


Die Grundeinheit des Luftwaffenmeldenetz ist das 1° x 1° große Großtrapez. Die Bezeichnung erfolgt durch eine zweistellige Zahl. Die erste Stelle ist die Einerzahl der geographischen Länge, die zweite Stelle die Einerzahl der geographischen Breite der linken oberen Ecke des Großtrapezes.


Das Großtrapez unterteilt sich in 8 Mitteltrapeze von je 30' x 15' Größe, indem die Längengrade alle 30' und die Breitengrade alle 15' unterteilt werden. Die Bezeichnung erfolgt durch die Ziffern 1 bis 8, zeilenweise von oben links bis unten rechts.


Das Mitteltrapez unterteilt sich in 9 Kleintrapeze von je 10' x 5' Größe, indem die Längengrade alle 10' und die Breitengrade alle 5' unterteilt werden. Die Bezeichnung erfolgt durch die Ziffern 1 bis 9, zeilenweise von oben links bis unten rechts.


Das Kleintrapez unterteilt sich bis 30.April 1943 in 4 Meldetrapeze von je 10' x 5' Größe, indem die Längengrade alle 5' und die Breitengrade alle 2,5' unterteilt werden. Die Bezeichnung erfolgt durch die Ziffern 1 bis 4, zeilenweise von oben links bis unten rechts.


Nach dem 30. April unterteilt sich das Kleintrapez in 9 Meldetrapeze. Die Bezeichnung erfolgt durch die Ziffern 1 bis 9, zeilenweise von oben links bis unten rechts.


Falls diese Unterteilung nicht genügt, kann durch den Zusatz "lo" (links oben), "ro" (rechts oben), "lu" (links unten), "ru" (rechts unten) oder "M" (Mitte) eine Positionsangabe auf ca. 2 km genau angegeben werden.


Da sich alle 10° in Länge und Breite die Bezeichnungen der Großtrapeze wiederholen, werden die entsprechenden 100 Großtrapeze zu einem Zusatzzahlgebiet zusammengefasst. Dabei beginnt die Zählung bei 1° südlicher Breite und 0° Länge (Meridian von Greenwich). Die Zusatzzahl ist eine zweistellige Zahl. Die erste Stelle ist die Zehnerzahl der geographischen Länge, die zweite Stelle die Zehnerzahl der geographischen Breite der linken oberen Ecke des Zusatzzahlgebietes. Bei Gradzahlen unter 10° wird eine Null gesetzt. Dahinter wird "ost" oder "west" für östlich bzw. westlich des Nullmeridians gelegene Zusatzzahlgebiete angegeben, südlich von 1° südlicher Breite entsprechend "südost" bzw. "südwest".



Verwendung der Visualisierung


Die Visualisierung basiert auf der Open Street Map (OSM). Die Zusatzzahlgebiete sind blau und beschränken sich derzeit auf einen Ausschnitt der möglichen Gebiete von Norwegen bis Italien. Um sich besser zu orientieren, sind die Zusatzzahlgebiete beim Start der Karte eingeblendet. Diese können über einen Schieberegler ausgeblendet werden. Im Feld "Zusatzzahlgebiet" sollte das richtige Gebiet ausgewählt werden.


Das ist auch meist die erste Hürde beim Umgang mit Koordinaten nach dem Luftwaffenmeldenetz. Auf welches Zusatzzahlgebiet bezieht sich die vorliegende Koordinate? Oft fehlt schlicht diese Angabe. Hier hilft nur die Recherche nach dem Einsatzraum der meldenden Einheit, um Rückschlüsse auf das Zusatzzahlgebiet zu bekommen.


Wichtig ist die Auswahl der Datumsspanne, vor oder nach dem 30. April 1943. Ein weiter unten folgendes Beispiel erklärt warum.


In das Eingabefeld "Planquadrat" ist die Eingabe von maximal fünf Zahlen der Koordinate möglich. Sollte die Datumsspanne nicht bekannt sein, wird eine nur vierstellige Eingabe empfohlen, dabei ist es egal, ob vor oder nach dem 30. April 1943 ausgewählt ist.


Das Großtrapez (die ersten zwei Stellen der Koordinate) ist in der Visualisierung rot eingefärbt, das Mitteltrapez (die dritte Stelle) orange und das Kleintrapez (vierte Stelle) gelb. Das Meldetrapez (fünfte Stelle) wird weiß angezeigt. Die Zusätze "lo", "ro" usw. finden keine Beachtung.



Beispiel zum Meldetrapez (fünfte Stelle) und der Datumseinstellung:


Der Flughafen Bremen liegt nach der Version vor dem 30. April 1943 im Planquadrat 84884. Nach dem 30. April 1943 aber im Planquadrat 84886. Kein großer Unterschied mag man denken, wird aber die vor dem 30. April 1943 erstellte Koordinate für das Planquadrat auf dem Netzsystem, das ab dem 30. April 1943 gültig war, verwendet, ergibt sich, da dann das Meldetrapez "4" westlich Meldetrapez "6" liegt, eine Differenz von etwa 7,5 Kilometern! Bei der Verwendung der Visualisierung ist daher auf die richtige Einstellung des Datums zu achten.




Jägermeldenetz


Die Grundeinheit des Jägermeldenetz, welches auch als Jägergradnetz bezeichnet wird, ist das 10° x 5° große Jagdtrapez. Es besteht aus einem halben Zusatzzahlgebiet mit entsprechender Bezeichnung wie beim Luftwaffenmeldenetz und dem Zusatz "N" für die Nordhälfte bzw. "S" für die Südhälfte.


Das Jagdtrapez unterteilt sich in 20 x 20 = 400 Mitteltrapeze von je 30' x 15' Größe, indem die Längengrade alle 30' und die Breitengrade alle 15' unterteilt werden. Die Bezeichnung erfolgt durch Doppelbuchstaben, wobei der erste Buchstabe (A bis U) die Zeile von oben nach unten und der zweite Buchstabe (A bis U) die Spalte von links nach rechts anzeigt.


Das Mitteltrapez unterteilt sich in 9 Kleintrapeze von je 10' x 5' Größe, indem die Längengrade alle 10' und die Breitengrade alle 5' unterteilt werden. Die Bezeichnung erfolgt durch die Ziffern 1 bis 9, zeilenweise von oben links bis unten rechts.



Verwendung der Visualisierung


Die Visualisierung basiert ebenfalls auf der Open Street Map (OSM). Die Jagdtrapeze sind blau und beschränken sich derzeit wie die Zusatzzahlgebiete auf einen Ausschnitt der möglichen Gebiete von Norwegen bis Italien. Um sich besser zu orientieren, sind die Jagdtrapeze beim Start der Karte eingeblendet. Diese können über einen Schieberegler ausgeblendet werden. Im Feld "Jagdtrapez" sollte das richtige Gebiet ausgewählt werden.


Bei den Jagdtrapezen gilt das gleiche wie bei den Zusatzzahlgebieten des Luftwaffenmeldenetz, eine Angabe des Jagdtrapez fehlt in den meisten Fällen.


In das Eingabefeld "Planquadrat" ist die Eingabe von maximal vier Stellen, zwei Buchstaben, gefolgt von zwei Zahlen der Koordinate möglich.


Das Mitteltrapez (die ersten zwei Buchsatben der Koordinate) sind in der Visualisierung rot. Die Kleintrapeze (dritte Stelle) sind orange. Gelb stellen sich die Meldetrapeze (vierte Stelle) dar.



Beispiel zum Jägermeldenetz:


Bleiben wir als Beispiel beim Flughafen Bremen, dieser liegt im Jagdtrapetz 05 Ost Süd mit der Koordinate DS86 für das Planquadrat. Das Kleintrapez und Mitteltrapez des Jägermeldenetzes ist identisch mit dem Klein- und Meldetrapez des Luftwaffenmeldenetzes nach dem 30. April 1943. Dieser Umstand führt oft zur Verwirrung und Verwechslung bei der Bezeichnung der Trapeze in den Meldenetzen.




Quellen:

Meldenetze auf Fliegerkarten der Luftwaffe im zweiten Weltkrieg,https://www.vexilli.net/LuftGeo/Hauptseite

The Jägergradnetz explained,https://gyges.dk/JMN%20stor%20v20.pdf

Zeitgenössische Karte mit einer Einteilung nach dem Luftwaffenmeldenetz.
Kartenausschnitt mit dem Luftwaffenmeldenetz
Visualisierung des Planquadrats für den Flughafen Bremen vor dem 30. April 1943
Planquadrat 84884 für den Flughafen Bremen vor dem 30. April 1943
Visualisierung des Planquadrats für den Flughafen Bremen nach dem 30. April 1943
Planquadrat 84886 für den Flughafen Bremen nach dem 30. April 1943
Zeitgenössische Karte mit einer Einteilung nach dem Jägermeldenetz.
Kartenausschnitt mit dem Jägermeldenetz
Visualisierung des Planquadrats für den Flughafen Bremen dem nach dem Jägermeldenetz.
Planquadrat DS86 für den Flughafen Bremen